Wetterrückblicke von Karl Josef Linden seit Januar 2006

Wetterrückblick April 2007

 

Hochsommer und Mittelmeerklima im April 2007


Der April 2007 war der trockenste, sonnigste und wärmste seit Beginn der Beobachtungen in Westeuropa vor 300 Jahren. Mit dem Start in die Osterferien setzte am 30. März die langandauernde Schönwetterperiode ein. Es folgte ein Urlaubswetter wie sonst um diese Zeit im spanischen Andalusien oder in den Südtiroler Bergen. Als Folge öffneten am letzten Aprilwochenende sogar einige Freibäder ihre Anlagen.


Überall traf man im Kreis Düren auf ein mediterranes Lebensgefühl, das man so noch nicht erlebt hat. Die Natur explodierte in ihrer Blütenpracht ausgesprochen schnell und sie liegt zur Zeit 2-3 Wochen vor der normalen Entwicklung. Statt typischer Unbeständigkeit im Aprilwetter mit Regen und Graupelschauern konnten wir diesmal die Winterklamotten im Schrank verstecken und dafür wurde die sommerlich leichte Kleiderkost hervorgeholt. Zwar wurde der absolute Aprilkreisrekord vom 21.4.1968 in Jülich und Umgebung nicht erreicht (damals 30,5 Grad), aber die Maxima des vergangenen April waren nicht weit davon entfernt:

Zülpich-Geich 29,9 Grad, Düren-Hoven und Drove 29,5 Grad, 29,3 Grad in Vettweiß, 28,7 Grad in Vlatten, 28,4 Grad in Vossenack, 27,9 Grad in Nörvenich und Düren, Nideggen und Brandenberg 27,1 Grad, 26,9 Grad in Hergarten, 26,6 Grad in Heimbach und 26,5 Grad in Schmidt.

 

Anders als im Sommer blieben die Ozonwerte gering, aber dafür gab es enorme Konzentrationen an Birkenpollen und große Trockenheit mit enormer Waldbrandgefahr, die ja auch zur Zeit noch anhält. Die anhaltende Trockenheit seit Ende März nimmt jetzt Anfang Mai bedrohliche Ausmaße für die Landwirtschaft in den Niederungen an. Erst ab Montag (7.5.) ist mit etwas Regen für einige Tage zu rechnen, ob es ausreicht bleibt abzuwarten. Die momentane Trockenheit ist jedenfalls nicht die längste bisher beobachtete Trockenperiode.


Diese wurde im Raum Düren vom 25.8. bis 19.10.1959 gemessen (also 69 Tage). Bis zum 6.Mai zählten wir bisher 45 Tage mit weniger als 5 l/qm in der Nordeifel und dem Bördenraum rund um Vettweiß. Bei meiner Suche in den Archiven der alten Niederschlagsstationen des Kreises Düren habe ich nur einen vergleichbaren Fall von absoluter Trockenheit im Frühling gefunden. Das war das Jahr 1893. Damals herrschte - so belegen die alten Aufzeichnungen - vom 18. März bis zum 2.Mai totale Trockenheit (46 Tage). Im Frühjahr 1893 gingen etliche Prozessionen zu den bekannten Wallfahrtsorten. Man betete für Regen und hoffte auf ein Ende der Dürre, um damit eine Hungersnot zu vermeiden.  Im April 1893 erreichte Kalterherberg, Düren und Hergarten 1 l/qm im ganzen Monat. In diesem Jahr sind im April nur 0,2 bis 2 l/qm Niederschlag messbar gewesen. Für den Raum Aachen-Düren ist dies der trockenste April seit min. 1844. Man sieht also diese Werte sind vergleichbar mit dem Aprilsommer 2007.

Aufgrund der Aktualität habe ich ihnen hier die aktuellen Aprilniederschläge einiger Wetterstationen aufgelistet (l/qm):


Aachen Stadt 0,1

Inden 0,2

Düren-Hoven und Zülpich 0,8

Nörvenich Flughafen 0,9

Nideggen 1,0

Schmidt und Vossenack 1,1

Vettweiß und Drove 1,4

Brandenberg 1,5

Düren Stadtgebiet 1,6

Untermaubach 1,8

Hergarten 1,9

Vlatten 2,0

Heimbach 2,1


Neben der größten Trockenheit seit Messbeginn gab es aber weitere Extreme zu vermelden:

Mit einer Mitteltemperatur von 12,7 Grad in Düren (Abweichung +4,0 Grad) und 11,9 Grad in Vossenack war es der wärmste April seit min. 1706 und gleichzeitig ein Monat mit 10 Sommertagen zwischen Aachen, Düren und Vettweiß (das gab`s ebenfalls noch nie). Selbst auf den Bergen der Nordeifel gab es 4 Sommertage über 25 Grad. Der bisherige Rekordhalter in Aachen seit 1829 war der April 1865 mit „nur“ 13,0 Grad. Der maximale Wert aus 178 Jahren wurde also um +1,2 Grad übertroffen.

Wenn das kein Klimawandel ist !


Beständige Hochdruckwetterlagen bescherten uns zudem eine Sonnenscheindauer wie man sie um diese Zeit sonst nur im Mittelmeerraum antrifft. Mit 260 Stunden in Heimbach und Kreuzau-Drove, 290 Sonnenstunden in Vossenack, 300 Stunden in Zülpich und enormen 305 Stunden in Düren sind neue Rekorde seit Beginn der Beobachtungen im Rheinland (1895) aufgestellt worden. Die folgenden Berichte aus Chroniken des Jahres 1893 zeigen das Dilemma, welches uns vielleicht noch erwartet, wenn ab 7. Mai nicht genügend Regen fällt:

Hollerath: „Die Menschen sind verzweifelt und fürchten eine Hungersnot. Auf Feld und Weiden ist alles verdorrt. Das Vieh wird in die Wälder getrieben.“


Monschau: „Vom 3. bis 23. April 1893 wütet ein großer Vennbrand.“


Gemeinde Simmerath: „1893 war ein fürchterlich trockenes Jahr. Von Februar bis 24. Juni fiel kaum Regen. Tausende von Tieren verendeten und wir mussten für 4200 DM Gerste und Mais für die Bevölkerung kaufen.“


Inzwischen ist die Hitze etwas gewichen und kältere Luft von der Ostsee bestimmt die Witterung. Die Luft ist aber klar mit einer Sichtweite bis zu 60 km und extrem trocken. Äußerst gefährlich ist dabei der böige Ostwind, denn er erreicht bis zu 50 km/h über Tag. Wehe, wenn da ein Waldbrand ausbricht. Bis Sonntag (6.5.) bleibt es bei Trockenheit und totalem Sonnenschein, aber es ist mit rund 23 Grad etwas kühler. Die wahrscheinlich um 14 Tage verfrühten Eisheiligen haben noch einmal Luft- und Bodenfröste in den Tallagen der Rur ausgelöst (1. bis 3. Mai). Am Erdboden wurde im Rurtal bei Düren –4 Grad gemessen. Noch kälter war Kalterherberg –1,8 Grad (Luft) und bis –6 Grad am Boden. Wollen wir hoffen, dass sich das Wetter nach dem Wochenende endlich dreht sonst werden die Agrarprodukte im Sommer sehr teuer.

 

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