Orkan Gertrud Mai 2006 (Spezial)
Orkan Gertrud Mai 2006
… Bilder herumfliegender Zelte, schwankender Schiffe oder umstürzender Bäume vor Augen hat, muss man deutlich sagen, dass oft leichtsinniges Handeln oder der Profit mögliche Gefahren übersehen lässt.
Windhosen, Böen über 100 km und großer Sachschaden waren in NRW noch nicht das schlimmste. Es gab einen Toten und mehrere Verletzte und das hätte jeden Kreis in NRW so schlimm treffen können.
Eine gute Lösung war das Unterbrechen von Veranstaltungen (wie beim CHIO in Aachen) oder die Verlagerung der Veranstaltungen in Hallen (WDR 4 Matinee in Blankenheim am Sonntagmorgen).
Insgesamt wurden fast 40 Einsätze der Feuerwehren im Kreis Düren von der Rettungsleitstelle koordiniert. Meist waren es große Äste, Dachteile oder Bäume die mit Sägen von den Fahrbahnen oder Schienen geräumt wurden.
Vormittags stürmte und regnete es nur in den Hochlagen der Eifel anhaltend. Hinter der Eifel von Aachen bis Düren schien die Sonne sogar noch einige Stunden. Dann fiel der Luftdruck rapide bis auf 992 hPa und man konnte einen regelrecht herbstlichen Eindruck gewinnen. Kurz vor 14 Uhr stieg plötzlich der Druck an und die Sonne schien trügerisch im Zentrum des Orkanwirbels „Gertrud“. Für die Meteorologen ein untrügliches Zeichen, dass die Kaltfront des Sturms vor der Haustür steht.
Ich konnte noch einige telefonische Warnungen an die Feuerwehren, die Radiosender oder einige Veranstalter geben, so dass viele Menschen in gespannter Erwartung des Unwetters ihre Veranstaltungen feierten.
Mit Windgeschwindigkeiten, die eher für den Herbst typisch sind, jagte die Kaltfront dann zwischen 14 Uhr und 14.30 Uhr über das Dürener Land und die Nordeifel. Zwar erreichten wir nicht den NRW-Höchstwert aus Bad Lippspringe (112 km/h), doch mit Stärken von 9 bis 10 wurden für Mai enorm hohe Werte gemessen. Zudem krachten Blitz und Donner noch in diese chaotische Wettervorstellung. Fast waagerecht stürmte die Wassergischt gegen die Häuser und viele Bürger reagierten mit panischer Flucht. Hagelkörner und Platzregen waren für viele Autofahrer zuviel, sie suchten Schutz unter Brücken.
Es war aber nicht die einzige Schauer an diesem Nachmittag es folgten mehrere Staffeln Regen und Sturm. Noch um 23 Uhr, 9 Stunden nach der Kaltfront, fegten die Böen mit 70 km/h über die Eifel und Fallwinde wirbelten das Wasser auf den Talsperren zu riesigen Wellen am Ufer auf. Die hochreichende Kaltluft ließ die Temperatur mit den Schauern oberhalb von 600 m bis auf herbstliche Werte von 4 Grad um 14.30 Uhr sinken. Im Zuge der Schauer fielen von Aachen bis in die Nordeifel meist 15 l/qm, mal mehr oder weniger von Hagel durchsetzt. Rund um Düren waren es 5-10 l/qm.
Hier eine Zusammenfassung der schlimmsten Böen:
Bonn-Roleber 94 km (Stärke 10), Nörvenich 90 km (Stärke 10), Düren 87 km (9), Heimbach 72 km (8), Aachen 76 km (8) und Untermaubach 69 km (8).
Die herbstliche Tristesse hält auch in dieser Woche weiter an. Für den Vatertag zeigen die Prognosekarten zur Zeit nur 10-14 Grad bei Sturm und wiederholtem Regen. Bis min. Ende Juni soll dieses landwirtschaftliche Wuchswetter andauern.
Anscheinend arbeitet sich das Wetter zur Zeit schon für die Fußball WM vor, denn nach kalter zweiter Maihälfte folgt gerne ein heißer Auftakt im Sommermonat Juni. Hoffentlich folgt keine kalte Julidusche für unser Fußballteam.
Karl Josef Linden