Schweres Gewitter mit Downburst über Hürtgenwald und dem Kalltal am 27.07.2012
Hey zusammen,
nach einem tristen und sehr kühlen Juni und den ersten drei Juliwoche, setzte sich dank Hoch "Xerxes" am 23. Juli sommerliches Wetter durch. Es wurde meist sonnig und immer wärmer bis zum 26. Juli. Oft erreichten wir in der Region 25 bis 32 Grad. Der Höhepunkt der sommerlichen Witterung war der 27. Juli. An der Vorderseite eines Gewittertiefs bei Frankreich konnte richtig heiße Luft in die Region wehen. Das Thermometer stieg bis auf 34 Grad in der Voreifel an. Selbst an unserer Wetterstation in Hürtgenwald-Vossenack konnte man genau 30,0 Grad messen, dass ein Tropentag entspricht.
Diese heißere Luft war unerträglich schwül mit Taupunkten von verbreitet 20 bis 22 Grad. Im Laufe des Nachmittages bildete sich über Belgien ein Gewitterkomplex aus, der sich rasch über dem Hohen Venn verstärkte.
Um ca. 15: 20 Uhr kam die Gewitterzone an. Da mir nur wenig Zeit blieb, fuhr ich oberhalb des Bosselbachtales mit dem Blick auf Vossenack und in den Süden.
Die Temperatur betrug noch etwa 28 Grad
Ein Teil des Gewitters wurde outflowdominierend, ein Teil sank ab und leichte Rotationen konnte man erkennen. Der Wind wehte aus nordöstlichen Richtungen in das Gewitter hinein.
Starke Fallstreifen über dem Windpark Schmidt
Die Zelle wurde rasch outflowdominierend und es bildete sich eine Böenfront aus (von rechts kommend im Bild)
Aufziehende Böenfront über Vossenack mit leichtem Shelfcloud-Ansatz
Dann ging es ratzfatz und es wurde stockduster und die Sicht sank gegen null.
Der Gewitteraufzug von Hürtgenwald-Brandenberg aus gesehen (Bild: Grasehein.de)
Webcam Hürtgenwald-Vossenack, fast keine Sicht und der Strom fiel anschließend aus in vielen Teilen der Gegend (Vossenack, Brandenberg, Schmidt)
Der Durchzug der Front von zuhause aus mit kräftigen Fallböen
Etwa 30 Minuten später zog die Gewitterzone raus in Richtung Kölner Bucht und anschließend ins Siegerland. Dort treibte es sein Unwesen.
Am frühen Abend fuhr ich dann nach Heimbach zum Eifelwetter-Stammtisch und hielt im Kalltal zwischen Vossenack und Schmidt an. Das Unwetter verursachte viele umgestürzende Bäume, hauptsächlich im Kalltal in einer Breite von etwa 5 bis 10 Kilometern.
Tannen knickten in der Mitte einfach wie Streichhölzer ab
Die Schnecken fühlten sich natürlich pudelwohl nach den Regenmengen, hier im Bild eine Weinbergschnecke
Der Eifelwetterstammtisch in Heimbach
Nach dem Eifelwetterstammtisch fuhren René Pelzer und ich in Richtung Nettersheim/Kall um eine neue blitzreiche Gewitterfront abzufangen. Sie erreichte um kurz vor 0 Uhr die Region. Schwache Strukturen einer Shelfcloud kann man schon erkennen. Aber mehr wie dieses sehr bescheidene Bild war nicht drin, weil sich ausgerechnet über unserem Standort eine neue Gewitterzelle entwickelte. Es wurde Zeit in Auto zu steigen und den Bereich zu verlassen.
Wir fuhren anschließend in die Zülpicher Börde, um die Rückseite zu erfassen. Aber hinter der Gewitterfront folgte ein Batzen mit gewittrigem skaligem Regen, ein Hass für jedem Chaser. Ein bescheidenes Blitzbild aus dem Auto heraus. Die Blitzfrequenz sank rasch ab und beendeten das Chasing, weil es auch nicht aufhörte zu regnen.
Um 2 Uhr kam ich zuhause wieder an.
Im Tagesdiagramm sieht man sehr gut, wie das Unwetter über Hürtgenwald-Vossenack hinwegzog zwischen 15 und 16 Uhr. Es brachte 22,8 l/qm Niederschlag, davon 10,8 l/qm in nur 5 Minuten. In einem Ein-Minuten-Intervall konnte ich sogar 3,0 l/qm messen, dass einer Intensität von 180 mm/h entsprach. Die nächtliche Gewitterfront brachte mit dem skaligem Regen auch an unserer Wetterstation noch etwa 12 l/qm Niederschlag mit. Die Temperatur fiel während des starken Gewitters von 30 auf 18 Grad.
Ein paar minütliche Daten aus der Wetterstation (Temperatur und Gesamtniederschlag):
15:28 Uhr: 26,6 Grad, 0,0 l/qm
15:29 Uhr: 26,0 Grad, 0,0 l/qm
15:30 Uhr: 25,1 Grad, 1,2 l/qm
15:31 Uhr: 24,1 Grad, 4,2 l/qm
15:32 Uhr: 22,7 Grad, 7,0 l/qm
15:33 Uhr: 21,7 Grad, 9,0 l/qm
15:34 Uhr: 20,8 Grad, 10,8 l/qm
15:35 Uhr: 20,1 Grad, 11,6 l/qm
15:36 Uhr: 19,7 Grad, 13,0 l/qm
15:37 Uhr: 19,3 Grad, 14,0 l/qm
15:38 Uhr: 19,1 Grad, 14,8 l/qm
15:39 Uhr: 18,9 Grad, 15,4 l/qm
15:40 Uhr: 18,8 Grad, 15,8 l/qm
15:41 Uhr: 18,7 Grad, 17,0 l/qm
15:42 Uhr: 18,6 Grad, 18,0 l/qm
15:43 Uhr: 18,5 Grad, 18,6 l/qm
15:44 Uhr: 18,5 Grad, 19,0 l/qm
Insgesamt war es ein starkes Sommergewitter über Hürtgenwald-Vossenack. Dabei gab es starken Wind, im Kalltal fegte ein Downburst mit Windgeschwindigkeiten von über 100-150 km/h hinweg und sorgte für die umgestürzten Bäume von Simonskall über Zweifelshammer bis nach Zerkall und Nideggen-Brück. Auch in Schmidt und Brandenberg gab es umgestürzte Bäume bzw. abgeknickte Tannen. Einige Bilder der Feuerwehr: KLICK
Das Nachtchasing war für die Katz.
Der Durchzug des Gewitters über Vossenack war spektakulär: Daher eine 3 von 5.
Zum guten Schluss noch ein Bericht von René Pelzer, der die Gewitterfront von Simmerrath bis in die Zülpicher Börde chaste: KLICK
L.G. Andy