Schwergewitter mit Shelf- und Wallclouds in der Jülicher-/Zülpicher Börde am 18.08.2011
Hey zusammen.
Am 17. August bildete sich über der Biskaya ein Gewittertief, dass an seiner Ostseite sehr warme bis heiße und schwüle Luft (Spanish Plume) in die Region beförderte. Die Temperaturen stiegen vor der Gewitterlage auf oft 28 bis 32 Grad an. In Drove wurden 32,4 Grad erreicht. Estofex gab für die Region das Level 2 heraus und warnte vor Großhagel, schweren Sturmböen und möglichen Tornados.
Zum Nachmittag griff das Gewittertief auf die Region über und gegen 17 Uhr machten René Pelzer, Dietmar Hames und ich auf die Socken.
Um ca. 18 Uhr kamen wir in der Jülicher Börde an. Wir positionierten uns auf einem Feld zwischen Puffendorf und Geilenkirchen. In Richtung Westen sah man den Eisschirm der Gewitterzone. Es war eine richtige "Muffluft", der Taupunkt lag bei 21 Grad.
In Richtung Osten gab es Quellungen, aber aufgrund noch zu trockener Luft lösten sich die Quellungen oft wieder auf.
Wir erwarteten die sich nahende Unwetterfront
Am westlichen Horizont setzte Blitzaktivität ein und Dauergrummel. Die Luft war schwülwarm mit etwa 28 Grad vor Eintreten des Unwetters.
Wenig später sah man das "böse Biest". Der Niederschlagsbereich färbte sich grünlich, was ein Zeichen für Hagelschlag ist.
Am südlichen Ende bildete sich outflowbedingt eine Whales Mouth aus, wobei in diesem Bereich sehr starke Outflowböen auftreten können. Die Unwetterzentrale bewarnte unser Chasingpoint mit der höchsten Stufe violett.
Es wurde höchste Eisenbahn den Gefahrenbereich zu verlassen. Zum Schluss gibt es noch ein Panoramabild des bösen Hagelbiests. Man kann da leichte Strukturen erkennen in Form einer Shelf Cloud.
Wir fuhren zurück in Richtung Aldenhoven und dann auf die A 44 in Richtung Jülich-Ost. Dort sind wir abgefahren und Entlang der Tagebaurandstraße in Richtung Düren/Merzenich gefahren. Dort erwischte uns ein trockener, aber sehr heftiger Downburst. Es bildete sich eine neue Zelle und sind noch weiter gefahren in die Zülpicher Börde.
In der Nähe von Vettweiß hielten wir an. Die bräunliche Farbe kommt durch aufgewirbelte Stäube zustande, weil viele Landwirte noch ihre Felder gemäht haben. In der Mitte des Bildes sieht man eine rötliche helle Stelle mit Fallstreifen, vermutlich Hagel. Am südlichsten Teil konnte man eine Tailcloud beobachten, die im Bereich Aachen/Walheim lag.
An in diesem Punkt setzten heftige trockene Fallböen ein. Es war mit knapp 26 Grad immer noch sehr warm. Wir verließen diesen Punkt rasch und fuhren auf einem Chasingpoint bei Zülpich-Rövenich. Da hat man einen guten Blick nach Westen, sowie nach Osten.
Dabei waren wir komplett aus der Gefahrenzone raus und konnten den südlichen Teil der Gewitterzone beobachten. Über dem östlichen Belgien bildete sich versetzt eine weitere Gewitterzone, die wir im Auge behielten.
Der Blick in Richtung Osten, ziemlich strukturenschwach
Hier sieht man den Eisschirm der mächtigen Gewitterzone (Hier Blickrichtung Westen). In Richtung Norden herrschte mäßige Blitzaktivität.
Man konnte noch ein paar Mammaten beobachten im Eisschirm
In Richtung Westen sieht man die aufkommende zweite Gewitterzone
Dort bildete sich eine neue Shelfcloud mit Zugrichtung in unserer Richtung.
Wir sind dann noch ein Stückchen nach Süden gefahren auf einem Feld, direkt südlich von Zülpich-Rövenich. An der Westseite sieht man den outfloworientierten Bereich.
An der Ostseite der Front sank die Basis stark ab. Dabei erkannte man Rotationen.
Was anfangs die Shelf Cloud war, wurde nachher zu einer möglichen Superzelle. Nachträglich im Radar scherte eine Zelle und genau diese eher nach Südosten aus. An der rechten Seite des Panoramas erkennt men eine langezogene Wallcloud und das outfloworientierte RFD boundery weiter links.
Hier erkennt man die Wallcloud sehr deutlich. Ein Chaserkollege (Patrick Wagner aus Dortmund) war an der Zelle ebenfalls dran, aber an der anderen Seite. Er erkannte wegen des Niederschlagbereiches nur sehr schwer, um welche Zellenart es sich handelt.
Blende 18 und 15 Sekunden belichtet und man sieht das es sich dort eindreht (Mesozyklone)
Die Wallcloud nochmals, der Inflowbereich der vermutlichen Superzelle
Wenige Minuten später erreichte uns der Outflowbereich der Zelle und fuhren in Richtung Norden wieder zurück.
Bei Zülpich-Sievernich konnte ich einen Blitz auf der Rückseite festhalten.
Aber wir blieben nicht lange stehen, weil sich über der Rureifel neue, teils intensive Zellen entwickelten. Plötzlich gab es einen sehr hellen Wolkenblitz und rasch darauf folgenden Donner. Wir flüchteten ins Auto und fuhren über Düren zurück in die Jülicher Börde. Es gab immer wieder starken Regen und eine wahre Disco (Blitzfeuerwerk). Wegen den Starkregen suchten wir eine trockene Stelle und wurden bei Tetz fündig. Wir versuchten ein paar Bilder zu machen, aber es setzte wieder Regen ein. Wir fuhren wieder nach Jülich, stärkten uns mit Burgen und es ging erneut in Richtung Zülpicher Börde. Wir sahen auf dem Radar über Kerpen noch eine aktive Zelle. Diese erwischten wir noch bei Erftstadt-Dirmerzheim.
Um kurz nach Mitternacht traten wir die Heimreise an und waren um ca. 1 Uhr zuhause. Insgesamt bin ich 343 km gefahren und das nur hier in der Region. Es war ein sehr gelungendes Chasing, aber diese Gewitter brachten auch leider ihre Schattenseiten mit. Im belgischen Hasselt gab es 5 Todesopfer während eines Festivals. Hagel bis 3 cm gab es und besonders in Aachen gab es teils schwere Überflutungen. In der Nähe von Heinsberg gab es sogar einen F1-Tornado.
Um frühen Morgen des 19. Augustes erreichte uns die Kaltfront mit neuen Gewittern gegen halb sieben. Da gab es auch einiges an Niederschlag und die 24 Stunden-Niederschlagsmengen waren erheblich. Hier ein paar Daten.
Bergheim-Oberaußem: 71 l/qm
Aachen: 69 l/qm
Jülich (FZJ): 62 l/qm
Stolberg: 50 l/qm
Drove: 28 l/qm
Brandenberg und Vossenack: 27 l/qm
Hier geht es zu den Bildern von René: KLICK
Thomas Wamberg beobachtete das Geschehen bei Inden (Hagelzelle): KLICK
Es war alles dabei. Chasinggefühl wie in den USA!!! Daher gibt es eine 5 von 5.
Hoffe euch gefallen meine Eindrücke
L.G. Andy