Gewitterperiode in der Nordeifelregion Anfang Juni 2011 (4. bis 7.6.2011)
Der Sommer hat nun meteorologisch gesehen begonnen.
Zurerst stellte sich freundliches und immer wärmeres Hochdruckwetter ein (vom 1. bis 4.). Dabei drehte die Strömung von Nord bis Nordost, langsam auf südöstliche Richtungen. Daher konnte sich die Luft von Christi Himmelfahrt an immer mehr erwärmen. Der wärmste Tag der sommerlichen Wetterphase war der Samstag (4.) mit 26,8 Grad in Vossenack und bis zu 31,1 Grad in Kreuzau-Drove.
Im Laufe des Samstagnachmittag bildete sich über dem östlichen Frankreich ein Gewittertief (Tief "Aram"). Schon am Samstagnachmittag sickerte die feuchtere Luft aus Baden Württemberg und Bayern langsam in die Region.
Es bildeten sich die ersten Quellwolken und zum späten Samstagnachmittag bildeten sich auch hier vermehrt Gewitter, die aber meistens recht schwach unterwegs waren. Die noch teilweise trockene Luftmassen setzten einen Deckel darauf.
Die ersten zwei Bilder ist von Samstagabend zur Sonnenuntergangszeit an meiner Wetterstation Hürtgenwald-Vossenack gemacht worden, wobei es zuvor ein schwaches Gewitter mit 4,0 l/qm Niederschlag gab. Dabei kühlte es sich von 26 auf 18 Grad ab, aber der Taupunkt stieg bzw. auch die relative Luftfeuchte.
Die höhere Luftfeuchte löste immer mehr Quellwolken aus, aber es blieb bis weit in die Nacht herein trocken.
Kurz nach Mitternacht bildeten sich besonders um den Nürburgring einige Gewitter, die von Vossenack bestens zu sehen waren. Hier setzte Dauerwetterleuchten ein, während die Besucher beim Festival "Rock am Ring" unter kräftigem Regen ordentlich nass wurden.
Fünf Minuten belichtet, dann bekommt man auch mehere Blitze auf einmal eingefangen, nämlich acht in der Zahl.
Etwa eine Stunde später (1:30 Uhr) kam das Wetterleuchten etwas näher, weil die Gewitter eine Zugrichtung Südost-Nordwest hatten (Südostlage).
Aber es war demnoch trotzdem 50 km vom Standpunkt entfernt
Es blieb bei Wolkenblitze, während es vorher noch die Erdblitze gab.
Aber das Gewitter schwächelte weiter auf dem Weg zu uns
ein schwacher Crawler
Etwa eine halbe Stunde später gab es bei uns in der Nähe paar Neubildungen und um ca. 4 Uhr setzte ein schwaches Gewitter ein. Bis zum Sonntagmorgen (5.) lösten sich die Gewitter immer mehr auf.
Neuer Tag, neue Gewitter. Und so war das auch.
Der Sonntag begann diesig, später auch länger sonnig. Dabei wurde es sehr schwül und der Taupunkt stieg an der Vossenacker Wetterstation auf 19,1 Grad an, eine gute Nahrungsquelle für Gewitter.
Die Temperaturen erreichten zur Mittagszeit meist 23 bis 27 Grad (Vossenack 22,9 Grad). Schon am frühen Nachmittag bildeten sich direkt um Vossenack und in Richtung Rursee erste Gewitter. Diese erreichten die Wetterstation und es fielen gut 10 l/qm Niederschlag vom Himmel.
Aber die Gewitterzelle setzte sich über dem östlichen Teil des Ortes Vossenack, Bergstein, Kleinhau und Brandenberg regelrecht fest. Teilweise gab es dort schweren Hagelschlag, das man auf dem Bild als Hagelfallstreifen sehr gut erkennen kann.
Wegen der südöstlichen Bodenströmung versuchte die Gewitterzelle in Richtung Wetterstation voranzukommen, erreichte die aber nicht. Aber die Gewitterzelle zog eher von Südsüdwest nach Nordnordost.
Von Stolberg näherte sich eine weitere, intensive Gewitterzelle. Diese hab ich kurz vor Hürtgen abgefangen, während die vorherige Gewitterzelle in Richtung Kleinhau, Brandenberg und Bergstein sich weiter abregnete.
Ich erwischte einen kurzen trockenen Moment und hielt schnell ein paar Bilder fest am Ortseingang Hürtgen. Dabei sank die Wolkenbasis extrem tief ab, erreichte sogar kurz den Boden.
Die nachrückende Zelle erreichte rasch den Standort. Es sah schon verrückt aus, weil die vorherige Zelle eher Zugrichtung Südost-Nordwest und die neue Zelle Zugrichtung West-Ost.
Die Wolkenfetzen erreichten weiter teilweise Baumhöhe und auch der Niederschlagskern näherte sich.
Dann fuhr ich über Kleinhau und Brandenberg nach Bergstein. Da erwischte ich noch die alte Gewitterzelle. Aber die von Stolberg kommende Gewitterzelle vereinte sich mit der alten Zelle und es ging ordentlich zur Sache. Feuerwehr war schon zum Einsatz, weil es sehr kräftig regnete von der alten Gewitterzelle noch. Dabei gab es auch Hagel im Durchmesser von 2 cm. Dann bin ich eine Runde durch Bergstein gefahren und hab mich von der aus Stolberg kommende Zelle überrollen lassen. Ergebnis war sintflutartiger Regen (Flash flood).
Das Ereignis hab ich natürlich auch auf Video festgehalten:
Das Gewitter hatte sich schnell zu einem schweren Unwetter entpuppt. Dabei kam im östlichen Teil Vossenacks, Brandenberg, Bergstein, Hürtgen und Kleinhau so viel Niederschlag in 1 bis 2 Stunden zusammen, wie in einem ganzen Monat. Die Wetterstation Brandenberg registrierte 92,4 l/qm Niederschlag, während weniger als fünf Kilometer Luftlinie an meiner Wetterstation legentlich 10 l/qm Niederschlag fielen.
Hinter dem Unwetter lockerte es wieder auf und die Sonne setzte sich durch. Die Luft kühlte sich dabei auf 18 Grad in Vossenack ab, im Niederschlagskern auf 15 Grad.
Aber die Luft war weiterhin schwül und Richtung Süden setzte erneut Quellbewölung ein.
Das Unwetter hat auch Bergstein verlassen und ist nach Obermaubach gezogen und brachte dort 84 l/qm Niederschlag, aber starke Schäden. Ein kleiner. ein Meter breiter Bach hat sich rasch zu einem über 30 Meter breiten Strom entwickelt. Er setzte sämtliche Keller in Obermaubach unter Wasser.
Ein Panorama der abziehenden Unwetterzelle
Nur wenige Stunden später haben sich die neuen Quellwolken erneut zu Gewittern gebildet. Die Luft erwärmte sich oft wieder auf 21 bis 26 Grad. Diesmal kam es aus der Richtung Hellenthal, wo 40 l/qm Niederschlag fielen.
Diese Gewitterzelle zog südlich an meiner Wetterstation vorbei, brachte aber tolle Strukturen mit.
Dabei lag Vossenack im Aufwindbereich und dachte, es könnte sich noch eine Wallcloud bilden. Daher verfolgte ich das noch ein wenig auf unserem Feld.
Aber die Zelle schwächelte
Sie löste sich östlich vom Rursee langsam auf
Auch am Montag (6.) lagen wir in der schwülen Gewitterluft. Zur Mittagszeit setzte bei oft 23 bis 27 Grad neue Gewittertätigkeit ein.
Dabei fuhr ich in Richtung Jülich, weil eine Gewitterzelle von der Roetgener Ecke und eine Gewitterzelle aus Eschweiler/Alsdorf in Richtung Jülicher Börde unterwegs waren.
Die eine Gewitterzelle von Richtung Roetgen erreichte Merode bei Langerwehe. Dabei gab es Absenkungen, evtl. sogar eine Wallcloud. Aber die Zelle aus Eschweiler/Alsdorf zog ihr die Energie.
Auf einem Feld zwischen Düren und Inden sah ich die Gewitterzelle von Richtung Eschweiler/Alsdorf kommen.
Sie entwickelte sich innerhalb weniger Minuten zur Shelf Cloud. Natürlich für einen Stormchaser auch eine tolle Wolkenstruktur.
Sie erreichte Inden und ich machte mich auf den Weg nach Jülich. Dabei habe ich mich von der Shelf Cloud überrollen lassen. Es fiel nur kräftiger Starkregen, kein Hagel. An der Wetterstation Forschungszentrum Jülich wurden 18 l/qm Niederschlag in 15 Minuten gemessen.
Am Dienstag (7.) gab es nach einem ruhigen Tag zum späten Abend blitzreiche Gewitter. Diese erreichten auch die Wetterstation Vossenack und ließen 20 l/qm Niederschlag da. Aber davon hab ich keine Bilder, da ich zu diesem Zeitpunkt noch auf einem Konzert war.
Insgesamt war die Gewitterlage toll, obwohl sie leider auch einige Schattenseiten da gelassen hat.
Die Schattenseite hier, vom 05.06.2011 in Obermaubach. Aufgenommen von Andreas Fiebiger: KLICK
Ein Spottingbericht (5./6.6.) von René Pelzer, von Simmerath aus beobachtet: KLICK
Paar Fotoserien von Thomas Warmberg:
Abendgewitter 7. Juni von Belgien bis Eschweiler
Sie war brisant, alleine vom Hürtgenwald-Unwetter her. Die ganze Unwetterpalette war dabei von tollen Strukturen bis hin zum sintflutartigen Regen (Hagel). Man brauchte auch noch nicht mal weit chasen. Daher gibt es eine 3 von 5.
L.G. Andy