Shelf Cloud bei Wassenberg (Kreis Heinsberg) am 14.07.2010 (Chasing)
Nach einem kühleren, aber immer noch sommerlichem Dienstag, setzte am Mittwoch die Zufuhr von heißer Luft aus Spanien wieder ein. Mit viel Sonne ging es bis zum späten Nachmittag oft wieder bis auf 35 Grad hoch in den Niederungen. Dabei griff eine Kaltfront mit vorgelagerte Konvergenzzone des Tiefs "Olivia" am späten Nachmittag auf die Region über.
Alle Wetterdienste warnten vor teils schweren Unwettern. Estofex hatte sogar die höchste Stufe für uns ausgegeben.
(c) Estofex
Die gelben Pfeilchen symbolisieren wo starke Wind registriert wurden, das rote Dreieck über Nordholland ist ein Tornado. Das grüne Dreieck über dem südlichen Belgien symbolisiert starken Hagel.
Die Unwetterzentrale gab für unseren Chasing-Standpunkt eine Violettwarnung aus
(c) Unwetterzentrale
Um 16 Uhr bildete sich die Böenlinie über BeNeLux immer stärker aus. Ich holte Denny in Schmidt ab und fuhren in Brand auf die A44 bis Aldenhoven. Dann fuhren wir in Richtung Geilenkirchen, wo auch am Montag (12 .Juli) die "Luzzy" los war. Hauptsächlich haben wir den Standpunkt gewählt, da oft Gewitterfronten am Hohen Venn und Eifel schwächer werden, bzw. oft auch in Richtung Kreis Heinsberg abgedriftet werden. Wir suchten einen vernünftigen Standpunkt und fuhren in Richtung Norden durch Würm, Randerath, Ratheim und wurden zwischen Myhl und Gerderath (direkt in der Nähe von Wassenberg) fündig und positionierten uns auf einem Feld und sahen die sich gerade formierende Shelf Cloud.
Es gilt bei allen Bildern: zum Vergrößern einfach anklicken!!!
Vor der Shelf Cloud war es mit südöstlichen Winden noch etwa 32-35 Grad warm und die kommende kühlere sank ab und es bildeten sich atemberaubende Strukturen
Hier ein Panorama von der Shelf Cloud
Wolkenfetzen sanken ab mit der dahinter liegenden kühleren Luft
...und das teilweise auf Baumhöhe
Nochmals zwei Panos von der immer näher rückenden Böenfront
Das Teil kam uns immer näher
Wir packten unser Equipment und fuhren nach Gerderath und suchten eine Stelle zum Filmen beim Durchqueren der Böenlinie und ein bisschen Schutz auf einem Hof einer Gaststätte. Wir saßen im Auto und die Böenfront war nun da und sie wehte Steine durch die Gegend, Äste knickten ab und stehende Autos bewegten sich sehr stark. Dabei kühlte es sich in Minutenschnelle auf etwa 20 Grad ab.
Es setzte apprupt Starkregen ein, gefolgt von kräftigen Blitzen und lauten Donnerschlägen. Dabei gab es keinen Hagel. Der Wind wurde etwas schwächer und fuhren weiter auf einem Platz unter einer Tankstelle und filmten noch den Starkregen und die teils stärkeren Böen. Dann fuhren wir langsam wieder zurück über Wassenberg, Oberbruch/Unterbruch, Dremmen, Randerath, Würm/Leiffarth Richtung B56 nach Aldenhoven, da auf die A44 und in Alsdorf wieder ab. Richtung Westen kam dann immer mehr die Sonne zum Vorschein und lichteten die Rückseite zwischen Alsdorf und Eschweiler ab. Auf dem ganzen Gebiet sah man immer wieder abgebrochene Äste, teils bis hin zu 5-7 cm Durchmesser.
So sah das Radarbild aus von 18:30 Uhr. Da hatte die Front uns schon überquert. Sie erstreckte sich von der holländischen Nordsee bis in den Breisgau und besaß eine Länge von fast 1000 Kilometer. Unser Standpunkt (grob) ist mit einem Pfeil markiert.
(c) wetter.com AG
Die stärksten Böen wurden in Aachen gemessen mit 100 km/h und in Geilenkirchen mit 96 km/h.
Um halb 8 kamen wir zu hause an. Es war ein sehr gelungendes Chasing nach dem 21. Juli 2009, wo wir eine Superzelle (bei Puffendorf) erwischten, nicht weit entfernt vom dem Standpunkt dieses Chasings.
René Pelzer war bei diesem Ereignis in der Nähe von seinem Zuhause bei Eicherscheid und hat die Gewitterfront in Empfang genommen: KLICK
Thomas Wamberg nahm die Gewitterfront bei Düren in Empfang: KLICK
Hoffe, ich hab euch tolle Eindrücke mitgebracht.
Begleitet wurde ich am diesen Tage von Denny Gorjup aus Schmidt.
Letzteres hab ich noch ein kleines Video angefertigt:
Hier gibt´s das Tagesdiagramm von der Vossenacker Wetterstation, wo die Unwetterfront einiges schwächer war. Dabei ging es von knapp 31 auf 17 Grad herunter, davon innerhalb von 10 Min. von 28,3 Grad auf 17,9 Grad. 13,4 l/qm Niederschlag fielen vom Himmel und der Wind erreichte nur Stärke 6 in Böen.
Skala von 0 bis 5: sowas sieht man nicht oft und so ausgeprägt, wegen der sauberen Shelf ne 4
L. G. Andy