Der Weg zum Rekordschnee in der Nordeifel (16. bis 25.12.2010)
In der vorweihnachtlichen Zeit und an Weihnachten selbst gab es in der Region eine Wettersituation, die sehr selten vorkommt.
Man kann sogar von einem Jahrhundertereignis sprechen.
Nachdem der erste Schnee bis zum 13. Dezember weggetaut war, meldete sich im Laufe des 13. der Winter zurück mit Dauerfrost.
Im Laufe des 16. Dezembers zog eine mächtige Front des Tiefs "Petra" über die Region hinweg. Zuerst brachte die Warmfront des Tiefs Petra starken Wind und viel Neuschnee, verbunden mit einer Milderung auf fast null Grad auf den Eifelhöhen und leicht über null Grad in den Niederungen.
Dabei gab es ordentliche Schneeverwehungen. Lars Prignitz, Thomas Wamberg, Kate Schmolinga und ich beobachteten das Wettergeschehen rund um Monschau und Simmerath.
Das erste Bild entstand während der Passage der Front zwischen Strauch und Kesternich.
Wir fuhren nach Vossenack zum "Hotel zur Post" und wärmten uns auf. Der Wind ließ immer mehr nach und der Schneefall wurde stärker mit der Kaltfront. Von der Jülicher Börde her kühlte es sich mehr und mehr ab und die Temperaturen lagen bis kurz vor Mitternacht im Minusbereich.
Die Schneedecke häufte sich bis Mitternacht auf 28 Zentimeter zusammen.
Nach kurzer Beruhigung zog am 19. Dezember ein Teiltief von Petra über die Region hinweg. Es zog von Belgien über der Mitte Deutschlandsch Osten. Verbunden war der Durchzug mit neuen starken Schneefällen und einer neuen Milderung zum Abend. Dabei ging der Schnee in Glatteisregen, Nassschnee oder Eiskörner über. Die Schneedecke betrug am Abend 35 Zentimeter.
Kurz vor Mitternacht erreichte uns die Kaltfront des Teiltiefs "Petra III". Die Niederschläge gingen wieder in Schnee über und der Wind frischte stark auf. Ein Baum stürzte in die Überlandleitung zwischen Vossenack und Schmidt und der Strom fiel von 23:30 Uhr bis 2:00 Uhr aus.
Am Montagmorgen (20. Dezember) konnte man 42 Zentimeter Schnee in Vossenack messen.
Warmluft- und Kaltluftphasen in Abwechslung, in Kombination der ausstrahlenden Wärme vom Haus, entstanden riesige Eiszapfen.
Da in der Weihnachtswoche eine heftige, kurze Tauwetterphase drohe, habe ich diesen Tag ausgenützt eine kleine Bildertour durch die Nordeifel und im Hohen Venn zu unternehmen.
Es ging erstmal hoch zum Franziskus-Gymnasium Vossenack
...dann weiter zur Wollseifener Straße in Raffelsbrand
...anschließend zur Ringstraße in Raffelsbrand
55 Zentimeter Schnee konnten in Raffelsbrand gemessen werden
Dann ging es weiter nach Lammersdorf Richtung Windpark und lichtete den gegenüber liegenen Wald ab, wo auch eine Loipe ist.
Die Schneehöhe in Lammersdorf betrug etwa 58 Zentimeter
Dann ging es ins Hohe Venn zwischen Mützenich und Eupen und man konnte an den Vennplätzen nicht anhalten und musste an dieser Straße drehen.
Ich bin dann wieder zurückgefahren und hab mein Auto am Jägerhaus abgestellt und bin eine Runde gegangen.
Forsthaus Jägerhaus
Die B 399 am 574 m über NN hohen Langschoß, die höchste Stelle des Kreises Düren.
Während einem kleinem Spaziergang habe ich ein paar Winterimpressionen mitgebracht, weil es auch von Norden immer mehr auflockerte.
Die Fichten sind bedroht wegen der hohen Schneelast und stellt auch eine große Gefahr dar bei einem Spaziergang im Wald.
Erste blaue Lücken wurden sichtbar
Die Schneehöhe betrug ebenfalls so um die 55 Zentimeter, in Verwehungen teils um die 80 Zentimeter.
Nun kam auch die Sonne raus
Der Kontrast zwischen Blau und Weiß wurde immer intensiver
Ich fuhr wieder zurück nach Vossenack und hier nochmal ein Blick auf Vossenack vom Franziskus-Gymnasium aus
Zuhause gab es strahlend blauen Himmel
Etwa zwei Stündchen später ging die Sonne unter
Ein Bild aus meinem Garten
Der Ausblick von zuhause mit schönen Nebelschwaden im Richelbachtal, dort kühlte es sich rasch auf -10 bis 15 Grad ab.
Der Mond ging gegen 15:30 Uhr auf
Nach Sonnenuntergang bin ich etwas durch Dorf gegangen und genoss die klare kalte Luft
Blick auf eine Wohnreihe im Mestrenger Weg in Vossenack
Ich ging dann zu einem freien Feld zwischen Mestrenger Weg und Schnepfenflug und lichtete den strahlenden Vollmond über eine "Schneewüste" ab.
Die blaue Stunde (eine Stunde nach Sonnenuntergang) ist eingeleitet und lichtete in Richtung Süden (Buhlert) ab
Dann ging es zum Vossenacker Ortskern und lichtete die seit kurzem neu beleuchtete Kirche ab
Der neue Dorfplatz in Vossenack
Dann ging es über Bosselbachtal/Bosselbacher Hof hoch zur Wurzel und lichtete die Kirche von dort ab
Die Schneeverwehungen oberhalb des Bosselbachtals waren ziemlich hoch und hab das Stativ im Schnee versenkt und direkt über dem Schnee ein Motiv gemacht
Am 21. und 22. Dezember wurde es etwas milder, so das es auch zu leichtem Tauwetter kam. Bis zu 2,6 Grad plus konnten am 22. erreicht werden an der Vossenacker Wetterstation. Da es kaum regnete, sackte die Schneehöhe nur auf 35 Zentimeter zusammen.
Schon am Abend des 22. Dezembers näherte sich von Spanien das Tief "Scarlett" mit seinem intensiven Frontensystem. Dabei bildete sich eine Luftmassengrenze, die am 23. sehr scharf ausgeprägt war. Während es in der Nordeifel immer ein Wechsel aus Eisregen und Schnee kam, fiel in Richtung Jülicher Börde und Aachen nur Schnee. In der Südeifel und an der Mosel herrschte Tauwetter, an den Alpen mit bis zu 15 Grad, Föhn.
Diese Luftmassengrenze zog bis zur Bescherung weiter nach Süden und es gab vom Abend des 23. bis Heligabend teils intensive Schneefälle. Die Schneehöhen erreichten überall sehr hohe Werte.
Die Schneedecke war sehr dick
....und konnte am Mittag des 24. satte 63 Zentimeter im Mittel messen, die Verwehungen gingen bis in Bauchhöhe.
Die Straße "Im Oberdorf" verwandelte sich zu eine Eiswüste
Entgegenkommende Autos hatten ordentliche Probleme
Die Gehwege "Im Oberdorf" wurden super freigeräumt. An manchen Nebenstraßen in Vossenack ging das Ganze nicht und der Schnee musste auf den Gehwegen geschoben werden.
Ecke "Im Oberdorf/Monschauer Straße"
;)
Die Vossenacker Wetterstation, die auf 2 Meter Höhe platziert ist. Der kleine Holzpfahl ist ca. 1,30 Meter hoch und bis zu dieser Marke ist es nicht weit.
Zur Bescherung konnten 67 Zentimeter Schnee gemessen werden, was für die Wetterstatistik aus Vossenack ein neuer Rekord seit mind. 10/1998 bedeutet.
Ein Blick auf unsere Einfahrt am ersten Weihnachtstag.
Schneehöhenentwicklung an der Vossenacker Wetterstation:
Der Wetterexperte Karl- Josef Linden verfasste die Situation kurz zusammen und kam zu folgendem Ergebnis:
Schneereiches Weihnachtsfest seit Beobachtungsbeginn
Wahrscheinlich kältester Dezember seit 1933
Heiligabend Schneemassen im Kreis Düren
Sie brauchen nicht in die Alpen oder nach Bayern zu fahren, in Düren liegt mehr Schnee als in Oberstdorf und Garmisch.
Eine Luftmassengrenze zwischen Tief „Scarlett“ über Frankreich und Hoch „Yannick“ über der Ostsee brachte im südlichen Rheinland vor Weihnachten massenweise Schnee. Besonders betroffen waren die Kreise Düren und Aachen. Während es rund um Zülpich, in Euskirchen und in der Eifel regnete, lagen Düren und Aachen im Bereich der Kaltluft mit Dauerschneefall. Vom 23.12. morgens bis Heiligabend 22 Uhr dauerten die Schneefälle an, so dass am 1. und 2. Feiertag die „Weiße Weihnacht“ so gigantisch war, wie seit Menschengedenken nicht mehr.
Insgesamt fielen in 36 Stunden 25-40 l/qm in Schneeform. Diese Last von maximal 40-50 kg/qm liegt zur Zeit mit riesigem Druck auf unseren Gebäuden und auch den Bäumen und Sträuchern. Durch Verwehungen können die Lasten auf einigen Dächern punktuell noch deutlich höher sein. Dachlawinen und herunterfallende riesige Eiszapfen werden den nachweihnachtlichen Einkauf oder das Schneeräumen in dieser Woche zur Gefahr machen. Manches Auto musste heute morgen oder gestern erst mal unter den Schneebergen gefunden und ausgegraben werden.
Zusätzlich sind die Schneemassen im südlichen Kreisteil von Eisschichten durchzogen, was insbesondere für die Wildtiere ein großes Problem darstellt.
Bis zum Jahresende und wahrscheinlich noch darüber hinaus wird sich an dieser Situation wenig ändern. Schnee fällt nur noch wenig im alten Jahr, es wird eher kälter.
Hier einige maximale Schneehöhen von den Weihnachtstagen. Der Anstieg von Zülpich und Nörvenich in Richtung Düren und Aachen fällt sofort ins Auge:
Nörvenich 29 cm, Zülpich 31 cm, Kreuzau-Winden 38 cm, Kreuzau-Drove 44 cm, Heimbach (Altes Kraftwerk) 44 cm, Vettweiß-Soller 49 cm, Hürtgenwald-Brandenberg 50 cm, Hürtgenwald-Vossenack 65 cm, Simmerath-Lammersdorf 68 cm und im Raum Udenbreth / Hohes Venn bis 70 cm. Es sind für das Dürener Land die höchsten im Dezember gemessenen Schneedecken (seit min. Feb. 1969 oder Januar 1940).
Vielen Dank für eure Messungen.
Karl Josef Linden
Dies ist der letzte Bericht aus dem Jahre 2010.
Ich wünsche euch ein tolles 2011 und hoffe auf weitere spannende Wetterereignisse!!!
L.G. Andy